Boston Update

Was ist das Boston Update?

Das Boston Update setzte im Jahre 2003 einen Meilenstein in der Geschichte der Internet-Suchmaschine Google. Mit Boston revidierte Google seine bisherige Öffentlichkeitspolitik und legte sich vorerst auf einen einmonatigen Zyklus im Ausrollen künftiger Updates fest. Das erste dieser Updates kündigte Google-Mitarbeiter Dan Dulitz auf der SES-Konferenz in Boston an – es wurde daraufhin nach dem Ort seiner Bekanntgabe benannt und gilt als das erste mit Namen versehene Google Update.

Vorgeschichte

Auf dem Weg zur Marktführerschaft begriff Google schon früh, dass ein für Bewertung und Listung verantwortlicher Algorithmus der steten Neubearbeitung und Neuausrichtung bedurfte, um die Manipulationsmöglichkeiten auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Google unterzog seine Bewertungskriterien in regelmäßigen Abständen kleineren und größeren Anpassungen.

Daraus resultierende Verbesserungen oder Verschlechterungen von URLs im Suchmaschinenranking hatten die rasche Entstehung der SEO-Branche zur Folge: Websitebetreiber optimierten ihre Seiten, um höhere Platzierungen im Google-Suchergebnis zu erreichen. Immer neuen SEO-Tricks begegnete Google wiederum mit Aktualisierungen des eigenen Algorithmus, um die selbst gesetzten Qualitätsmaßstäbe aufrechtzuerhalten und Webspam zu vereiteln.

Bereits vor dem Boston Update hatte das Unternehmen an seiner Suchmaschine gröbere Anpassungen vorgenommen. So führte Google Ende 2000 seine Toolbar inklusive Anzeige des PageRank ein, anhand dessen die Wertigkeit einer Website auf einer Skala von 0 bis 10 für jedermann einsehbar wurde.

Das erste offiziell dokumentierte Update – 1st Documented Update – stammt aus September 2002. Dieses Update erhielt keinen Namen. Erstmals wurde die inhaltliche Qualität einer Website als Bewertungskriterium herangezogen – das Update hatte starke Positionsverschiebungen in den SERPs zur Folge.

SES in Boston 2003 – das Boston Update

Auf der Anfang März in Boston veranstalteten Search Engine Strategies Konferenz (SES) 2003 gab Dan Dulitz für Google das Ausrollen eines neuerlichen Updates bekannt. Boston repräsentierte somit den direkten Nachfolger des ‘1st Documented Updates’ von September 2002. Diese offizielle Erklärung bedeutete den Startschuss für eine Reihe monatlich eingespielter Updates.

Für die Namensgebung zeichnete im Gegensatz zu späteren Updates nicht Google selbst verantwortlich: Das Update wurde stets in einem Atemzug mit dem Ort seiner Bekanntmachung genannt – diesem allgemeinen Sprachgebrauch folgend blieb es schließlich beim ‘Boston Update’. Nachfolgende Google Updates erhielten Namen mit alphabetisch sortierten Anfangsbuchstaben – nach dem Vorbild der Namensgebung für Hurrikans: Cassandra, Dominic, Esmeralda, Fritz.

Anders als beim Schwenk in der unternehmerischen Außendarstellung setzte Google inhaltlich den eingeschlagenen Kurs fort: Auch das Boston Update richtete das Hauptaugenmerk auf die Relevanz eingehender Links. Zugleich wurde der Fokus auf inhaltliche Qualitätsstandards für die faktische Einstufung von Webseiten verstärkt. Der heute aus SEO-Vokabular nicht wegzudenkende ‘Unique Content‘ ist auch eine Errungenschaft der von Google 2003 vorangetriebenen Qualitätsstandards.

Boston Update als Zäsur und Neuausrichtung

Die umfangreichen Modifizierungen sorgten auch in diesem Bostoner Frühjahr 2003 für starke Verschiebungen innerhalb des Google-Index. Das Boston Update verdankt seinen hohen Bekanntheitsgrad jedoch nicht diesen Algorithmus-Änderungen. Vielmehr bedeutet Boston einen ersten Schritt zu Transparenz, zur Öffnung des Unternehmens gegenüber einer rasant wachsenden Branche in Sachen Suchmaschinenoptimierung.

Das Boston Update steht für die klare Vorgabe monatlicher Updates und damit für eine Bekanntmachung mittelfristiger Unternehmensstrategien. Diese klare Positionierung bedeutete für die Branche eine willkommene Verbesserung der Kommunikation mit Google. Andererseits verdeutlichte das Boston Update die Rollenverteilung: Google setzt auf die Zusammenarbeit mit Webseitenbetreibern, bleibt dabei aber der dominante Part.

Qualitätsmaßstäbe gehen von Google aus: Im SEO-Bereich Tätige haben dank Googles Informationen und Vorgaben die Möglichkeit, die Positionierung eigener Websites zu verbessern. Mit Boston war das Wechselspiel zwischen Suchmaschine und Suchmaschinenoptimierung um ein Kapitel reicher geworden.

Von Boston bis Fritz – neuerlicher Kurswechsel 2003

Schon im Sommer 2003 kam Google vom engagiert vorgezeichneten Weg des monatlich veröffentlichten Updates ab. Vier Monate nach dem Ausrollen des Boston Updates beendete das Fritz Update die Serie monatlicher Aktualisierungen in alphabetischer Reihenfolge. Das bedeutete auch das Ende des Google Dance, der sich allmonatlich während der Updates in den SERPs abspielte. Schon vor dem Boston Update wurden die Google-Indexe meist zu Monatsbeginn angepasst. In dieser Neuordnungsphase ‘tanzten’ die entsprechenden Treffer einer Google-Suche teils unübersichtlich zwischen altem und aktuellem Ranking. Diesem periodischen Tanz setzte Google im Sommer 2003 ein Ende.
An seine Stelle trat Google Everflux – die stete, fließende Bewegung in den Suchmaschinenrankings. Google aktualisierte seinen Algorithmus ab diesem Zeitpunkt spontan je nach anstehender Thematik. Zum Teil täglich durchgeführte kleine Anpassungen des Index sorgten ab nun für eine ständige Fluktuation in den Google Trefferlisten. Die bislang gefürchteten monatlichen Abstürze in den Rankings blieben weitgehend aus.

Anlassbezogene Google Updates

In unregelmäßigen Abständen kehrt Google zur alten Gewohnheit zurück und veröffentlicht auch weiterhin große Updates. Das Erbe der mit Boston eingeführten Kundmachung umfassender Aktualisierungen wird somit weitergepflegt.

  • Florida Update: ‘Fritz’, dem letzten periodischen Update im Sommer 2003, folgte im November desselben Jahres das Florida Update – derselbe Anfangsbuchstabe, ein weiterer Fingerzeig seitens Google, den zum Boston Update eingeschlagenen Weg nicht weiterzuführen. Begleitend spielt Google laufend kleinere Anpassungen ein, zum Teil wird dabei mehrmals täglich an den Bewertungsmechanismen geschraubt.
  • Vince Update: Zu den Meilensteinen zählt das Vince Update von 2009, auch als ‘Brand Update’ tituliert, weil es auf die Begünstigung von bekannten Marken setzte, die Google nach eigenem Dafürhalten bislang nicht entsprechend gewürdigt hatte. Das Caffeine Update 2010 war ein technisches Upgrade, das die Leistungsstärke der Suchmaschine deutlich erhöhte. Darauf aufbauend realisierte das Panda Update 2011 das Vorhaben Googles, Content-schwache Webseiten mit wenig Aufwand auszusortieren und zurückzustufen.
  • Penguin Update: Ein weiterer Höhepunkt in der chronologischen Entwicklung der weltweit größten Suchmaschine war das Penguin Update 2012, das manipulierten Backlinks und Keyword Stuffing einen Riegel vorschob. Die Qualitätsmaßstäbe, die sich Google schon mit dem Boston Update 2003 gesetzt hatte, konnten nun in automatisierter Weise abgearbeitet werden.
  • Hummingbird Update: Das Hummingbird Update 2013 galt insbesondere dem semantischen Kontext von Suchanfragen. 2015 folgte das Mobile Update, das mobil-optimierte Seiten einen Bonus zugestand und mit dem Fred Update startete Google 2017 eine neuerliche Qualitätsoffensive. Das aktuell letzte dieser Core-Updates stammt vom März 2018, wie Google Mitarbeiter Danny Sullivan offiziell bestätigte.

Das Boston Update als richtungsweisender Impuls

Mit Boston wagte Google den Schritt ans Licht. Die Veröffentlichung von Änderungen am Suchmaschinenalgorithmus bedeutete für die gesamte SEO-Branche eine neue Richtungsvorgabe. Das Boston Update steht zudem für die Systematisierung umfangreicher Änderungen an der Suchmaschine und ihrem Algorithmus. Die Ankündigung von Updates sorgte für Stabilität und setzte ein vernünftiges Wechselspiel zwischen Google und der SEO-Branche in Gang. Nicht alle Bostoner Vorgaben wurden umgesetzt, aber das Fundament blieb erhalten: Seit 2003 informiert Google die Weltöffentlichkeit, wenn die Zeit für ein umfassendes Core-Update reif ist.


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